Loriot sagte
einmal: "Ich habe hier im Osten das Gefühl einer ungeheuren Wärme. Der
Westen kann hier lernen, wie man menschlich miteinander umgeht."
Eben auf das Menschliche kommt es uns an mit der Inszenier7ung eines Abends
mit Texten von Vicco von Bülows in der Funzel.
Es geht um den Mitmenschen mit all seinen Schwächen und Stärken, die Liebenswürdigkeiten,
Leidenschaften, Träumen.
In lockerer Folge werden Typen vorgeführt, denen wir auch im Alltag begegnen.
Mit viel Sympathie und Witz schildert Loriot ganz unterschiedliche Verhaltensweisen
unserer Spezies in oft skurrilen Situationen, alles so komisch und humorvoll,
daß der Zuschauer seine Freude daran hat. Für das Kabarett Leipziger Funzel
gerade recht, da sich das Ensemble vorgenommen hat, "zu unterhalten ...
in Zeiten, die schon manchmal traurig sind" (Zitat Funzel). Niveauvolle,
witzige, kluge Unterhaltung des Publikums soll im Zentrum des Abends stehen.
Loriots Stoffe sind die Alltagserfahrungen des deutschen Normalverbrauchers,
Szenen, die sich in der Kneipe, vor dem Fernseher, im Büro oder auf der
Straße abspielen. Loriot ist nie moralisch oder besserwisserisch. Er zwinkert
den Leuten zu: "Schaut her, das seid ihr. Lacht über Euch und denkt
vielleicht ein bißchen nach."
Für Zuschauer und Darsteller gleichermaßen genußvoll sind die
geschliffenen, pointierten Dialoge Loriots, vor allem aber die prallen Typen,
die zu spielen sind: liebenswürdige, bösartige, grotesk überzogene,
hilflose, nachsichtige etc.
Alles in allem ein Abend der niveauvollen Unterhaltung - witzig, humor- und
geschmackvoll.
Dieter Bellmann
Die aktuelle Kritik
Ein Loriotabend ohne den Meister
selbst ist an sich kaum vostellbar, aber das
Funzel-Ensemble beweist, daß das sehr wohl möglich ist. Das Programm "Von
weißen Mäusen, Kosakenzipfeln und hartgekochten Eiern" ist ein solcher
Erfolg, daß es das Kabarett in der Passage "Strohsack" am vergangenen
Wochenende bis auf den letzten Platz füllte. ...
... Man merkt dem Ensemble an, das es sichtliches Vergnügen daran hat, seinem
Affen Zucker zu geben. Was da so leichtfüßig geboten wird, ist das Ergebnis
knallharter Arbeit; da sitzt jedes Detail, sorgt jede Pointe für enthusiastischen
Beifall. Dieses Programm ist keine lose Aneinanderreihung von Sketchen, sondern
gut inszeniertes und gespieltes Theater. Und Renate Hundertmark, Thorsten Wolf,
Günther Schwarz, Katherina Brey und Frank Sieckel sind (was man nicht für möglich
gehalten hätte) oftmals besser als das Original, sie sind eben Persönlichkeiten
und bringen ihren unverwechselbaren Charakter mit ein. Das ist für Loriots Szenen
unbedingt ein Gewinn. Er hätte am Spiel dieser Truppe sicher seinen Spaß. Schickt
ihm ein Video, Leute!
Der Loriotabend ist ab 11. Mai wieder im Programm. Lassen Sie sich dieses Vergnügen
nicht entgehen.
Gerald Druminski
Leipziger Rundschau vom 21.4.99
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